Die EU-Kommission hat den 5. März 2018 als neues Datum genannt, bis zu dem sie über die geplante Fusion von Bayer und Monato entscheiden will. Bayer teilte mit, dass es Teile des Geschäfts mit Pestiziden und Saatgut an den Mitbewerber BASF verkaufen wird. Derzeit unterzieht die EU-Kommission den geplanten Zusammenschluss von Bayer und Monsanto einer vertieften Prüfung – und nimmt sich dafür jetzt mehr Zeit als ursprünglich geplant. Die wird sie auch brauchen, um sich mit einer Studie des University College London auseinanderzusetzen. Deren Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass die geplante Fusion zwischen Bayer und Monsanto dem EU-Recht widerspreche und die Kommission deshalb selbst bei einer engen Auslegung des EU-Wettbewerbsrechts gezwungen sei, den Zusammenschluss zu untersagen. Als Argumente führen sie an, dass der Zusammenschluss den Wettbewerb weiter reduzieren würde. Mit ChemChina-Syngenta, DuPont-Dow and Bayer-Monsanto würden drei internationale Konzerne rund 64 Prozent des weltweiten Pestizidmarktes und 60 Prozent des Marktes für patentiertes Saatgut beherrschen. Diese Marktmacht würde zu erhöhten Preisen führen. All-inclusiv-Pakete aus Saatgut, Pestiziden und digital-farming-Produkten würden die Landwirte technologisch abhängig machen. Dieses Problem lasse sich auch nicht dadurch lösen, dass die beiden Konzerne einzelne Unternehmensteile verkaufen. Der Markt sei bereits so konzentriert, dass solche Verkäufe die negativen Effekte der Fusion auf den künftigen Wettbewerb auf dem Saatgutmarkt nicht ausgleichen könne, schreiben die Autoren des Berichts. Außerdem würde die Kontrolle der drei Mega-Konzerne über die globale Lebensmittelkette alternative Lösungsansätze und nachhaltigere Formen der Landwirtschaft abwürgen. Die Wissenschaftler empfehlen der EU-Kommission auch, ihre Untersuchung der Fusion breiter anzulegen und die kompletten sozialen und ökologischen Folgekosten in Ansatz zu bringen. Die Fusion führe wahrscheinlich zu erheblichen Risiken für die Ernährungssicherheit, die Artenvielfalt und die Lebensmittelqualität. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager habe genug Argumente, die unheilige Allianz von Bayer und Monsanto zu blockieren, kommentierte Adrian Bebb von Friends of the Earth Europe die Ergebnisse der von seinem Verband in Auftrag gegebenen Studie. Er erinnerte daran, dass über 200 Organisationen der Zivilgesellschaft und rund 900.000 EU-Bürger die Kommissarin aufgefordert hatten, die Mega-Fusionen im Agrarbereich zu verhindern. Als wahrscheinlicher gilt, dass die Kommissarin sich wie bei den anderen beiden Fusionen auf einzelne Auflagen beschränken wird. Bayer hat bereits mitgeteilt, Teile seines Geschäfts mit Pestiziden und Saatgut an den Mitbewerber BASF zu verkaufen, falls die Fusion genehmigt werde. Betroffen davon wären das weltweite Geschäft mit dem Herbizid Glufosinat und das dazugehörige gentechnisch veränderte Saatgut der Marke LibertyLink. Auch das Geschäft mit Sojasaatgut und Baumwolle in wichtigen Märkten sowie die Rapsgeschäfte in Nordamerika und Europa würde Bayer abgeben. BASF erklärte sich bereit, für diese Unternehmensteile mit einem Jahresumsatz von rund 1,3 Milliarden Euro 5,9 Milliarden Euro in bar zu zahlen. Die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) sprach von einem Bauernopfer. „Der Deal mit BASF ändert an der dominanten Stellung, die Bayer nach dem Schlucken von Monsanto im Bereich Landwirtschaft einnehmen würde, gar nichts“, kritisierte Jens Wegener von der CBG. Er zählt auch die vom Verkauf betroffenen 1.800 Belegschaftsangehörigen des Konzerns zu den Verlierern. Ihnen stünde unter dem BASF-Dach eine ungewisse Zukunft bevor. [lf]EU-Kommission: Merger Case M8084, Bayer MonantoFriends of the Earth Europe: Block Bayer-Monsanto merger, says major new legal study (16. 10. 2017)University College London, Centre for Law, Economics and Society: A Critical Assessment of the Bayer/Monsanto merger (Oktober 2017)BASF: BASF unterzeichnet Vertrag zum Erwerb wesentlicher Teile der Saatgut- und nicht-selektiven Herbizid-Geschäfte von Bayer (13.10.2017)Bayer: Bayer unterzeichnet Vertrag zum Verkauf von bestimmten Crop-Science-Geschäften für 5,9 Milliarden Euro an BASF (13.10.2017)Coordination gegen Bayer-Gefahren: Nur ein weiterer Zug im Monopoly-Spiel (16. 10.2017)Infodienst: Baysanto: EU-Kommission hat noch Bedenken (22.08.2017)