Der Chemiekonzern Bayer hat seine Pläne zur Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto vergangene Woche bei den EU-Wettbewerbshütern zur Prüfung eingereicht. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, ist Bayer-Chef Werner Baumann optimistisch, den Kauf bis Jahresende abschließen zu können. Entwicklungspolitische und Umweltorganisationen appellieren an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, die Großfusion zu untersagen. Bayer hatte den Genehmigungsantrag an die EU schon für März angekündigt. Aber offenbar haben die „konstruktiven“ Vorgespräche mit den EU-VertreterInnen länger gedauert als geplant. Wie Bayer auf seiner Webseite schreibt, sei das Unternehmen gemeinsam mit Monsanto “bis zu einem bestimmten Grad“ bereit, Geschäftsbereiche zu veräußern, sollte dies von Kartellbehörden gefordert werden. Bei der bereits im Frühjahr bewilligten Übernahme von Syngenta durch ChemChina und der Fusion Dow Chemicals/DuPont hatte Vestager jeweils umfangreiche Teilverkäufe verlangt. „Wenn nun auch noch die Bayer-Monsanto Übernahme genehmigt wird, beherrschen in Zukunft nur noch drei Konzerne mehr als 60 Prozent des weltweiten Saatgutmarktes und etwa 70 Prozent des Agrarchemiemarktes“, warnt Christine Vogt, Referentin für Landwirtschaft und Gentechnik am Umweltinstitut München. “Noch kann die Übernahme und damit die immer weiter fortschreitende Monopolisierung verhindert werden! Diese Verantwortung liegt jetzt bei der EU-Wettbewerbskommissarin. Sie muss sich ihrer Verantwortung stellen und die Übernahme ablehnen.“ „Wer über Saatgut und genetisches Material verfügt und sich beides über Patente sichert, der erlangt die Kontrolle über die Landwirtschaft, über die Lebensmittelerzeugung, die Lebensgrundlagen und die Welternährung“, beschreibt Heike Moldenhauer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) das Schreckensszenario. Die Gentechnikexpertin fordert daher die G20-Staaten auf, das internationale Wettbewerbsrecht zu reformieren. Ein neues Wettbewerbsrecht will auch Lena Michaelsen vom entwicklungspolitischen Netzwerk INKOTA. „Wenn sich riesige Unternehmen wie Bayer und Monsanto zusammentun, bedeutet das mehr Gift und Gentechnik auf dem Acker – sowohl in Europa als auch im Rest der Welt“, prophezeit Michaelsen. Sie verweist darauf, dass Megafusionen im Agrarbereich die kleinbäuerliche Landwirtschaft im globalen Süden und die Artenvielfalt bedrohen. Sollte die EU-Kommission die Monsanto-Übernahme genehmigen, müsse die Bundesregierung in Brüssel dagegen klagen. Glaubt man der Firmenwebseite, geht Bayer offenbar davon aus, Vestagers Okay zu bekommen und den mit 66 Milliarden US-Dollar größten Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland bis Ende 2017 abschließen zu können. Einige nationale Kartellwächter haben nach dpa-Angaben den Zusammenschluss bereits genehmigt. Die US-Behörden prüfen ihn seit Dezember 2016. In der Vergangenheit hatten sich die Wettbewerbshüter der EU mit ihren KollegInnen anderer Staaten eng abgestimmt. [vef]proplanta.de: Endspurt für Bayer im Monsanto-Deal (2.07.2017)Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - Bayer-Monsanto-Fusion: Wer die Saat hat, hat das Sagen (3.7.2017)Pressemitteilung - INKOTA fordert: EU-Kommission darf Bayer-Monsanto-Fusion nicht genehmigen (1.7.2017)Bayer-Webseite: FAQ zur Übernahme von Monsanto durch BayerMeldung: EU-Kommission billigt Fusion von Dow und DuPont (28.03.2017)WISSEN: Unternehmen & Wirtschaft